Kazbegi, das eigentlich Stepantsminda heißt
In Kazbegi, das eigentlich umbenannt wurde und nun Stepantsminda heißt (jeder nennt es aber noch Kazbegi und auch an den meisten Maschrutki steht weiterhin Kazbegi) hat es mir besonders gut gefallen. Hier habe ich sogar meinen Aufenthalt um zwei Tage verlängert.
Von A nach B innerhalb von Kazbegi
„Women´s Hair“ und „Arsha“ Wasserfälle
Gergeti Trinity Kirche und Gergeti Gletscher
Wie kommt man nach Kazbegi?
Ich bin nach Kazbegi direkt von Tiflis aus gefahren. Die Maschrutki fahren ab dem Busbahnhof „Didube“ mehrmals täglich. Der Busbahnhof dort ist recht groß und ich habe die Maschrutka nicht sofort gefunden.
Mir hatten vorher auch mehrere Taxifahrer weis machen wollen, das ich die letzte Maschrutka verpasst hätte und ich heute nur noch mit dem Taxi dort hin käme. Von solchen Aussagen gar nicht erst beirren lassen. Keine 10 Minuten später hab ich die richtige Maschrutka gefunden und nicht mal die Hälfte von der Taxifahrt bezahlt. Die Fahrt hat mich dann 10 Lari (~3,20€) gekostet.
In Kazbegi kommt man an einem relativ zentral gelegen großen Platz an. Von dort fährt man auch wieder zurück nach Tiflis.
Von diesem Platz kann man alles im Ort fußläufig erreichen.
Von A nach B innerhalb von Kazbegi
Da Kazbegi nicht sonderlich groß ist gibt es keine nennenswerten öffentlichen Verkehrsmittel. Innerhalb des Ortes ist alles fußläufig zu erreichen. Einen wirklichen Wochenmarkt gibt es nicht, dafür aber einige kleinere Supermärkte.
Die Einheimischen nutzen die dort fahrenden Maschrutki als öffentliche Verkehrsmittel. Dazu muss man aber genau wissen, wo diese entlang fahren und wo sie anhalten. Da so gut wie nirgends ein Haltestellenschild steht, habe ich nie verstanden, wo gehalten wird und wo nicht außer an den Busbahnhöfen in den Städten. Daher hab ich das nicht genutzt.
Was aber durchaus sehr gut geht, ist trampen. Ob man direkt von Einheimischen mitgenommen wird, weiß ich nicht aber von Touristen auf jeden Fall. Einige Touristen haben sich in Georgien einen Mietwagen genommen. In deren Autos ist oft noch ein Platz frei. Ich wurde selbst einmal von einem Pärchen mitgenommen. Da war die Kommunikation auch leichter als mit einem Einheimischen, da sie sogar aus Deutschland kamen.
Ansonsten werden von einigen Reiseagenturen auch sogenannte „Touren“ angeboten. Diese Touren sind aber eigentlich eher ein Hol- und Bringservice. Man trifft sich an einem ausgemachten Punkt und wird dann zusammen mit anderen Touristen zu dem jeweiligen Spot gefahren und zu einer bestimmten Zeit dort auch wieder abgeholt. Da diese Touren allerdings im Vergleich recht teuer sind, mit 25-30 Lari (~7,60-9,20€) kann ich das nur halb empfehlen. Ich wäre lieber getrampt, hätte ich gewusst wie leicht es ist an bestimmte Orte zu kommen. Dazu aber später mehr.
Wo schlafen in Kazbegi?
Ich habe während meines kompletten Aufenthalt in Kazbegi im „HQ of Nove Sujashvili“ Hostel geschlafen. Das Hostel gehört einer etwas älteren Frau, die leider kein Englisch spricht. Daher lief die Kommunikation übers Telefon, mit jemand, der Englisch spricht. Die Frau lebt in der unteren Etage und die Schlafsäle befinden sich im ersten Obergeschoss. Es gab in meinem Schlafsaal sogar zwei Badezimmer für sieben Betten. In der unteren Etage konnte man die Küche mitbenutzen und in einem großen Gemeinschaftsraum auch essen.
Pro Nacht kostet die Unterkunft 20 Lari (~6,20€).
Mir hat vor allem der große Gemeinschaftsraum, die funktionierenden Heizungen (da es Nachts doch recht kalt wird) und die zentrale Lage gefallen. Der Busbahnhof oder auch Einkaufsmöglichkeiten waren beispielsweise etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt
Was machen in Kazbegi?
„Women´s Hair“ und „Arsha“ Wasserfälle
An meinem ersten Tag beschloss ich zu zwei naheliegenden Wasserfällen zu laufen. Es schien zuerst als wäre es absolut kein Problem dort hin zu laufen.

Es war ebenerdig und es gab einige Trampelpfade. Zwischendurch musste man dann jedoch durch ein Dorf, in dem der Weg dann plötzlich auf einem Grundstück endete. Da ich nicht zurück wollte bin über einige Kuhweiden gelaufen und habe versucht die Grundstücke so gut es ging zu umgehen. Das hat dann auch ganz gut geklappt nur um dann wenig später den Weg zu den Wasserfällen nicht zu finden.
Auch auf Maps.Me, dass mich schon des öfteren aus solchen Situationen gerettet hat, war leider kein Weg markiert, daher bin ich dann querfeldein gelaufen. Das Gras war recht hoch gewachsen und zwischendurch standen große Distelbüsche. Dann über eine Bach gesprungen und als ich dann endlich einen Trampelpfad fand hatte ich einige Kratzer an den Beinen und habe auch ganz schön geschnauft.
Nun ging es super steil bergan. Mittlerweile gab es zwar einige Trampelpfade, die sich aber oft im Nichts verloren oder an einer Stelle endete, an der man absolut nicht weiter kam. So stand ich nicht nur einmal vor einem großen Felsbrocken oder in einer Pfütze, aus der ich schnell raus hechten musste, um keine nassen Füße zu bekommen.
Irgendwie habe ich dann den unteren „Arsha“ Wasserfall gefunden, bei dem das Wasser aber eher eine Felswand hinunter lief als tatsächlich zu fallen. Ich stoppte kurz, machte einige Bilder und genoss die Aussicht, die ich zuvor noch im Rücken hatte (immerhin hatte ich auch einige Höhenmeter hinter mir).
Weiter ging es dann noch zu dem zweiten Wasserfall, weiter den Berg hoch. Die Trampelpfade wurden hier oben dann weniger und schwerer zu erkennen. Oft war der Boden auch sehr feucht, so dass der Boden matschig war.
Der obere, „Women’s Hair“ Wasserfall war im Vergleich zum Unteren ein „wirklicher“ Wasserfall, bei dem das Wasser richtig fiel.
Die Aussicht in das Tal war dann auch ganz hübsch. Da ich mich jedoch sehr auf den Weg konzentrieren musste, konnte ich sie beim Laufen nicht so recht genießen.
Wieder unten angekommen beschloss ich dann einen anderen Weg zu nehmen, um nicht wieder über die Grundstücke laufen zu müssen. Das stellte sich dann kurze Zeit später als Fehler heraus.
Ich bin am Rand des Dorfes entlang gegangen, an einem klassischen, georgischen Schäferhund vorbei, der friedlich auf dem Boden lag. Ich sagte etwas, damit der Hund nicht erschrickt. Daneben stand noch ein großer Lastwagen, um den ich drum herum ging. Dahinter waren dann zwei weitere Hunde, die ich erst gar nicht bemerkt hatte. Die beiden waren zum Glück angeleint, denn die beschlossen, dass sie mich gar nicht leiden können. Sie fingen an, mich zähnefletschend anzubellen. Der Hund der eben noch friedlich da gelegen hatte, fühlte sich dadurch ermuntert auch los zu gehen, nach dem Motto „wie? Ihr könnt sie nicht leiden? Okay ich helfe!“. Leider war der natürlich nicht angebunden und kam dann zähnefletschend auf mich zu.
Zuerst dachte ich Flucht sei die beste Verteidigung. Daher bin ich langsam rückwärts gelaufen, doch der unangeleinte Hund verringerte den Abstand zu mir. In meinem Kopf hieß es dann nur noch „Kampf“. Also machte ich mich so groß wie möglich und lief auf den Hund zu. Zum Glück wich der Hund dann tatsächlich vor mir zurück. Danach war ich dann wach (ganz ohne Kaffee).
Ich war dann sehr dankbar, dass der restliche Weg total unspektakulär verlief und machte mir dann noch einen ruhigen Abend in der Unterkunft..
Pro Weg habe ich ab der Unterkunft etwa 2 Stunden gebraucht bei etwa 7,5 km und circa 350 Höhenmeter zu den Wasserfällen. Abgesehen von den Hunden und den plötzlich endenden Wegen ist die Tour auch für Anfänger geeignet. Man sollte jedoch die Lage nicht unterschätzen. Kazbegi liegt recht hoch. Ich habe an einigen Stellen gemerkt, dass ich Pause machen musste um Luft zu holen.
Gergeti Trinity Kirche und Gergeti Gletscher

Die Gergeti Triniti Kirche ist die Sehenswürdigkeit schlecht hin. Die Kirche liegt wie viele Kirchen in Georgien auf einer Anhöhe zu der man entweder laufen oder fahren kann. Von der Kirche hat man dann einen tollen Blick auf Kazbegi und die umliegende Natur.
Zu der Kirche sind es ab Kazbegi etwa 500 Höhenmeter und man braucht je nach Fitnesslevel etwa 1-1,5 Stunden. Im Ort stehen überall Taxi-Fahrer, die einen auch zu der Kirche fahren. Um ganz sicher ein Taxi zu finden empfiehlt es sich zu dem Platz zu gehen, von dem die Maschrutki nach Tiflis fahren.
Man kann dann von der Kirche noch weiter, zum Gergeti Kletscher, laufen. Dazu am Parkplatz der Dreifaltigkeitskirche vorbei, immer weiter den Berg hoch.
Man legt ab der Kirche dann nochmal etwa 1000 Höhenmeter zurück, auf etwa 10 Kilometer (einfach). Hier braucht man je nach Fitnesslevel 6-7 Stunden.
Empfehlenswert ist hier auch, relativ früh los zu gehen, da der Himmel meistens nur morgens klar ist. Ab dem späten Vormittag hüllt sich der Gletscher dann in dicke Wolken und man kann die Spitze nicht mehr sehen. Auch sollte man die Tour natürlich nicht zu spät starten.

Es geht dann eigentlich die ganze Zeit, mal mehr, mal weniger steil bergauf. Mich hat den ganzen Weg hoch eine Hündin begleitet. Teilweise war ich ihr zu langsam, dann ist sie voraus gerannt, hat sich hingelegt und hat auf mich gewartet. Richtig süß. Da hat mir meine kleine Hündin zu Hause doch sehr gefehlt, die an der Tour auf jeden Fall auch großen Spaß gehabt hätte.
Irgendwann kommt man dann auf einer Anhöhe an, von der es dann ein Stück runter geht. In dieser Senke (auf der anderen Seite) liegt ein Cafe, in das man einkehren und sich aufwärmen kann.
Da dort oben ganz schön Wind geht und teilweise auch Schnee liegt ist es doch recht frisch.
Von einigen anderen Reisenden habe ich mir sagen lassen, dass das Cafe nicht unbedingt das billigste ist. Durch die Abgeschiedenheit werden die Waren dort per Helikopter geliefert. Das muss man natürlich bezahlen.
Da ich allerdings schon meine Mehrtageswanderung um Mestia (diesen Beitrag kannst du hier finden) hinter mir hatte, reichte es mir mit dem Wandern und so drehte ich auf etwa 2.960 Metern um. Etwas ärgert es mich, die 3.000 haarscharf nicht geschafft zu haben, aber was nicht ist kann ja noch werden.

Etwas hinter dem Cafe liegt dann noch eine Wetterstation, zu der man noch weiter gehen kann. Um ganz nach oben auf den Gletscher zu gelangen braucht man spezielle Ausrüstung und ist ohne Guide nicht zu empfehlen.
Zurück bin ich dann einen anderen Weg gelaufen, oben auf der Spitze eines Bergausläufers entlang, von dem man wunderbare Ausblicke in alle Richtungen hatte.

Ich würde die Wanderung als mittel einstufen. Es muss nirgends geklettert werden, man geht über Wiesen, Trampelpfade und weiter oben auch über Geröll. Das einzige ist, dass es ewig hoch geht und die Luft merklich immer dünner wird. Empfehlenswert sind daher ausreichend Pausen, kleinere Snacks und ein gleichmäßiges, nicht zu schnelles Tempo zu laufen.
Truso Valley
Zum Truso Valley buchte ich eine sogenannte Tour für 30 Lari (~9,20€). Dazu gibt es zwei Agenturen in Kazbegi. Man findet beide an dem Platz, wo die Maschrutki ankommen bzw. abfahren.
Um 11 Uhr ging es los und ich wurde, zusammen mit sieben Anderen zum kleinen Dorf „Kobi“ gefahren. Von dort wanderte man dann zum etwa 11 Kilometer entfernten „Zakagori“.

Zu Beginn ging es an einem Fluss entlang. Ich war mir wegen des hohen Preises für die Anfahrt absolut nicht sicher gewesen, ob ich den Ausflug machen sollte und da es an dem Fluss wenig spektakulär war dachte ich, wenn das jetzt so weitergeht hat sich das aber nicht gelohnt.
Später öffnete sich der Weg und ging in ein riesiges Tal über.
Links und rechts geht es weit die Berge hoch und man selbst fühlt sich ganz klein in diesem riesigen Tal. Wirklich beeindruckend und ein ganz ungewohntes Gefühl. Ganz anders, als wenn man auf einem Berg steht und sich wie die Königin der Welt fühlt.
Der Fluss zieht sich durch das gesamte Tal. Hin und wieder riecht man den Schwefel, teilweise sind auch die Steine im Fluss gelb gefärbt.
Am Anfang im Tal kommt man auf dem Hinweg rechts an einem Camping Platz mit Cafe vorbei. Man kann hier den Fluss überqueren und auf der anderen Seite entlang laufen. Ich bin auf dem Hinweg aber auf der Seite geblieben und bin auf der Anderen erst auf dem Rückweg gelaufen.
Es ging dann weiter und weiter, immer wieder durch kleine Dörfer, mit Cafes und Rastplätzen. Auf den Wiesen grasen Kühe, Pferde und teilweise sogar Esel. Einem sehr neugierigen bin ich sogar begegnet, der sich auch streicheln lies. Auch habe ich einige Fohlen und Kälber gesehen.
An einer Stelle stellte ich dann Jobi auf, mein Stativ zum Fotos machen, als plötzlich ein großer, georgischer Hirtenhund auf mich zukam.

Der Schreck vom Erlebnis mit den Hunden am Wasserfall saß mir noch in den Knochen, doch zum Glück stellte sich der Hund als überaus friedlich heraus.
Als er mich dann erkundet hatte und feststellte, das ich nichts zu essen für ihn habe trottete er weiter.
Weiter ging es dann, immer auf dem Schotterweg entlang. Die Aussicht in das Tal hinein war wirklich total schön.
Zakagori stellt sich dann als eine verlassene Ruine heraus, die auf einer Anhöhe lag (das waren übrigens die einzigen wirklichen Höhenmeter, die man an dem Tag zu bewältigen hatte).
Vor dieser Ruine habe ich dann Pause gemacht, Mittag gegessen und die herrliche Aussicht genossen. Teilweise schien auch leicht die Sonne, so dass es angenehm warm war.
Weiter als Zakagori darf man nicht laufen. Dort sind sogar Grenzsoldaten stationiert. Nach Zakagori beginnt „Südossetin“, in das vor einigen Jahren die Russen einmarschiert sind und es seither besetzen. Ich hatte daher auch aus Sicherheitsgründen meine Pass dabei, habe ihn aber nicht gebraucht.

Zurück ging es dann auf der anderen Seite des Flusses, die auch nochmal richtig schön war. Man kam hier an einigen Quellen vorbei, an denen das Wasser sehr warm ist und sogar blubbert.
Nach dem ich bei dem Campingplatz den Fluss wieder überquerte wurde mir der Weg dann doch etwas leid, da es nun wieder in der Schlucht entlang ging und ich diesen Weg bereits hinzu gelaufen bin. Daher beschloss ich zu trampen und mich hat auch sogleich ein Pärchen aus Deutschland, mit georgischem Fahrer mitgenommen.
Ich wurde dann in Kazbegi abgesetzt und lief dann noch das kurze Stück zurück zur Unterkunft.
Ich würde diese Wanderung als einfach deklarieren, da es überwiegend flach ist und die Wege gut zu belaufen sind. Auch besteht kaum die Möglichkeit sich zu verlaufen. Es gibt immer wieder Hinweisschilder und eigentlich gibt es nur einen Weg rein und raus.
Dennoch sollte man die Länge nicht unterschätzen. Wenn man den kompletten Weg hin und zurück läuft sind es immerhin 22 Kilometer.
Wer mit Auto unterwegs ist kann bei Kobi parken. Es ist auch möglich mit dem Auto in die Schlucht zu fahren. Dann kann man entweder nach etwa 1/3 der Strecke bei dem Campingplatz parken oder noch weiter fahren. Man kommt dann irgendwann zu einer Brücke, an der steht, dass Autos diese nicht passieren dürfen. Hier muss man dann selbst entscheiden, ob man es riskiert oder im Dorf nach einem anderen Weg fragen. Ich habe einige Autos auch nach dieser Brücke gesehen.
Fazit
Abgesehen davon, dass es Nachts sehr kalt wird hat es mir in Kazbegi sehr gut gefallen. Ich mochte das ruhige Bergdorf. Es war klein und überschaubar, es gab mehrere kleine Läden und es war fast alles fußläufig zu erreichen.
Das Truso Valley war für mich ein total ungeplantes und völlig überraschendes Highlight.
Ich kann Kazbegi nur weiterempfehlen und würde mindestens zwei komplette Tage empfehlen.

